Das Gottesdienst-ABC
A wie … Applaus
Rund um den Gottesdienst gibt es eine Menge zu entdecken, zu erzählen und zu hinterfragen. Deswegen beginnt nun eine neue Reihe in unserem Gemeindebrief: das Gottesdienst-ABC. Vielleicht haben Sie auch Fragen zum Gottesdienst oder sehen manches anders. Lassen Sie es mich gerne wissen. Heute beginnt das Gottesdienst-ABC mit
A wie … Applaus
Darf man im Gottesdienst eigentlich klatschen? Oder anders gefragt: Darf man Menschen verbieten ihrer Freude Ausdruck zu geben? Es gibt immer wieder Momente, da hat der Mensch das innere Bedürfnis in die Hände zu Klatschen. In der Regel ist es die Musik, ein Lied oder ein Instrumentalstück, das berührt und auf das man antworten möchte: Ja, das hat mir sehr gefallen. Schnelle schwungvolle Melodien mit starken Schlussakkorden provozieren geradezu den Beifall. Da kann man sich gar nicht erwehren. Klassische Choräle hingegen, mit Konzentration und Innigkeit lustvoll gesungen oder auf Instrumenten gespielt, klingen in der Ruhe gerne nach und aus. Die geistliche Musik, vorgetragen zum Lobe Gottes, wird so selbst zu einem Element des Gottesdienstes, wie ein Gebet oder eine Lesung. Ein Applaus könnte das Werk zerstören, das noch in der Luft zu hängen scheint. Es gibt Momente, da freue ich mich, wenn Menschen Ihrer Freude Ausdruck geben. Zum Beispiel, wenn Kinder oder Jugendliche im Gottesdienst mitwirken, für sie ist diese Rückmeldung eine Ermutigung und Bestärkung. Oder wenn das Brautpaar sich den Hochzeitskuss gibt und die Gemeinde mitjubelt. Es gibt aber auch Gottesdienste, da wünsche ich mir den Verzicht auf den Applaus, vielleicht hat es mit der „Heiligkeit“ dieser Gottesdienste zu tun. Es sind jene, die an den Rändern des Leben spielen: die Cristnacht und die Osternacht, der Karfreitag und der Ewigkeitssonntag. Ansonsten stelle ich mir gerne vor: Jeder darf sich auf seine Weise freuen und feiern. Die einen dürfen klatschen, die anderen müssen sich nicht dazu gezwungen fühlen mitzumachen. Bei alldem sollen wir nicht vergessen: Der Gottesdienst ist grundlegend anders als ein Theaterstück oder ein Konzert. Nicht die einen tun etwas für die anderen, wir feiern gemeinsam, Gott und den Menschen zur Freude, zur Bestärkung und zur Hoffnung. Denn auch dies gilt zu bedenken bei all unserem Tun, Gott begabt Menschen mit Gesang und Musikalität, mit Rhythmus und Taktgefühl. Wie gut, wenn der Mensch die Begabung erkennt und pflegt, damit alle etwas davon haben.
„Schlagt froh in die Hände, alle Völker, und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall! Denn der Herr, der Allerhöchste, ist heilig, ein großer König über die ganze Erde.“ (Psalm 47,2)
Pastorin Bettina Rutz