Gemeindebrief Dezember 2014
am letzten Sonntag im November haben wir das neue Kirchenjahr begrüßt. Es beginnt immer mit einer ganz besonders Zeit: dem Advent, der Zeit des Vorbereitens. Schritt für Schritt gehen wir auf Weihnachten zu und öffnen Türchen am Kalender, dafür ist man eigentlich nie zu alt. Meine Großmutter hatte immer, sobald der 1. Advent gekommen war, einen schönen Brauch: Sie holte zuerst Maria und Josef heraus und stellte die beiden auf das Fensterbrett. Zuerst standen die beiden ganz allein da, die Krippe und die Hirten kamen erst am vierten Advent dazu.
Mir hat das früh gezeigt, wem der Advent eigentlich gehört, nämlich der Maria. Sie bekommt unerwarteten Besuch, der Engel Gabriel steht vor ihr und sagt: Du wirst ein Kind zur Welt bringen, das Kind des Höchsten. Und dem sollst du den Namen Jesus geben, „Gott hilft“. Maria ist fassungslos. Josef ebenso. Der hatte sich sein Leben ja auch ganz anders vorgestellt. Die beiden sind verlobt. Josef hat einen ordentlichen Beruf und eine tüchtige Verlobte. So kann es eigentlich weitergehen und das Leben kann gelingen. Und nun kommt es plötzlich ganz anders. Maria ist schwanger. Und Josef? War er ärgerlich? Was soll nun werden?
Aber er läuft nicht weg. Das ist die erste Überraschung. Er bleibt an ihrer Seite. Und als Maria sich vom ersten Schreck erholt hat, sagt sie deutlich „Ja“ zu ihrem Schicksal.
Ja, mit Gottes Hilfe. Das ist die zweite Überraschung. Beide stimmen zu, obwohl sie diesen Weg bestimmt nicht gewollt haben. Das bewundere ich. Davon kann man lernen jetzt im Advent. Viele Menschen machen die Erfahrung: Das Leben funktioniert nicht immer nur nach den eigenen Vorstellungen. Menschen kommen und gehen. Pläne können nicht immer umgesetzt werden. Was wir Menschen alles wollen und planen. Was haben wir für Träume. Und was passiert? Etwas anderes, manchmal das Gegenteil. Oder gar nichts davon. Das Ruder wird herumgeworfen – der Wind kommt aus der anderen Richtung und das Leben läuft ganz anders. Advent heißt auch, dass Gott bereits unterwegs ist, und dass er unser Leben mitunter auch durchkreuzen kann, dass er uns auf andere Wege bringen kann. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass er es gut macht, auch wenn das nicht immer gleich einleuchtet und so manchen Umweg bedeutet. Maria hat es sicherlich keinen Spaß gemacht, früh und ungewollt schwanger zu werden. Aber sie macht etwas Großartiges.
Sie sagt: Ja, mit Gottes Hilfe. Die kommt dann auch – die Hilfe. Gottes Engel begleiten sie durch die Zeit der Dunkelheit und der Ratlosigkeit. Und so langsam wächst da auch wieder die Vorfreude, diese zarte Neugierde auf das, was da noch kommen mag. Das ist das Schöne am Leben: es schwebt einem auch immer wieder eine ganze Menge Hilfe zu, von innen und von außen. Maria hat Zeit gehabt, sich auf ihren neuen Weg einzulassen. Sie hat sich bereit erklärt und bereit gemacht. Und auch das ist Advent: Zeit zu haben für die Spuren Gottes im Leben und für seine Pläne mit uns. An vier Sonntagen nähern wir uns in Broder Hinrick dem Weihnachtsfest, wir feiern Gottesdienste, hören auf die Worte der Bibel, die in unser Leben sprechen, und singen die besonderen Lieder des Advents voller Hoffnung und Sehnsucht, z.B. dieses: O komm, o komm du Morgenstern, lass uns dich schauen, unsern Herrn. Vertreib das Dunkel unserer Nacht durch deines klares Lichtes Pracht. Freut euch, freut euch, der Herr ist nah, freut euch und singt Halleluja. (Evang. Gesangbuch 19)
Ihnen und Euch allen eine fried- und freudvolle Adventszeit – und wenn es dann soweit ist: Fröhliche Weihnachten überall!
Herzliche Grüße in alle Häuser und Wohnungen
Pastorin Bettina Rutz